„Nicht ‚die weibliche Arbeit‘, sondern die Frauen, das weibliche Prinzip wird als minderwertig angesehen. Darum gibt es nichts Dümmeres, als es ‚den Männern gleich tun zu wollen‘.“ - Meret Oppenheim
Produktion: 3-30film D. Scheibert
Koproduzent: artatwork media production GbR
Buch und Regie: Dagmar Scheibert
Dramaturgische Beratung: Christiane Büchner
Website des Projekts: https://dontkissme-film.de/
Instagram: @dontkissme_film
Unabhängig von der “Neuen Frauenbewegungen” setzten sich zwischen 1950 und 1980 vier Frauen durch: als Freiberufliche, in der Kommunalpolitik, im Kulturbetrieb, der Wissenschaft oder der jüdischen Gemeinde. Ro, Barbara und Sara-Ruth waren wie Waldtraut ungefähr 40 Jahre alt, als sie in Männerdomänen eindrangen. In Oldenburg fand jede für sich schnell heraus, wie die Klaviatur analoger Netzwerke funktionierte. Ob Jüdin oder Christin, ob ledig oder verheiratet, ob SPD oder CDU: Zusammen wurden sie als Quadriga der Oldenburger Stadtgesellschaft gefeiert. Statt eines Einfügens in die traditionellen Rollenmuster, zogen sie es vor, sich vom gesellschaftlich aufoktroyierten Korsett der ‘Hausfrau am Herd’ zu befreien, ohne dabei ihre weibliche Seite zu verleugnen. Sie vertrauten auf ihrer Menschenverstand, stärkten sich mit Wissbegier und übernahmen Verantwortung. Sie waren Persönlichkeiten und Vorbilder ihrer und nächster Generationen. Doch wer waren diese Frauen, die in jener Zeit bundesweite Aufmerksamkeit auf sich zogen? Wie lernten sie sich kennen und schätzen?
Im 90 minütigen Dokumentarfilm „Don’t kiss me, I’m busy“ spielen diese vier Freundinnen die Hauptrolle. Mit Fotos, Archivmaterial und authentischen Interviews aus den 80er und 90ern lernen wir, wie das Überwinden von Hindernissen zu einem Erfolg führt, wie wir ihn uns alle wünschen. Ein bisher einzigartiger Dokumentarfilm.
Barbara Fülgraff (1935-2008) ist eine junge Soziologin, als sie ihre Doktorarbeit 1963 zu Fernsehen und Familie veröffentlicht, keine 30 und schon geschieden. Sie passt nicht in das Bild der damaligen Studentenschaft und wirkt oft als Exotin auf dem Gebiet der Alterswissenschaft. Als Professorin ist sie später maßgeblich am Aufbau des Diplomstudiengangs Pädagogik, Schwerpunkt Erwachsenenbildung beteiligt. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der Telefonfürsorge und im Vorstand der Volkshochschulen.
Waldtraut Scheibert (1935-2010) steht für die ambivalenten Rollenbilder einer Frau: Neben ihren Pflichten als Ehe- und Hausfrau sowie Mutter von drei Kindern, verkauft sie so erfolgreich Versicherungen, dass sie nach 20 Jahren ihre eigene Generalvertretung hat. In dieser Zeit ist sie auch Schöffin, Tennis Turnierspielerin, Vorstandsvorsitzende in mehreren Vereinen und einer Reha Klinik, später Landtagskandidatin. Sie ist erste Bürgermeisterin und hochangesehen bei der Bundeswehr, weil sie sich für die Partnerinnen und Familien der Soldaten am Standort einsetzt.
Sara-Ruth Schumann, geb. Hedwig (1938-2014) absolviert eine kaufmännische Lehre, ist dann Diakonieschwester, später heiratet sie einen Arzt, ohne nur Arztgattin und Mutter eines Sohnes zu sein. Sowie der Sohn 9 Jahre alt ist, gründet sie eine Galerie und wird Kulturamtsleiterin. Damit ist Schluss, als sie die jüdische Gemeinde Oldenburgs wieder mit Leben füllt, in den Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und ins Direktorium des Zentralrats der Juden gewählt wird. Trotz des bundesweiten Widerstands unterstützt sie die Berufung der ersten Rabbinerin in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg.
Ro Hamacher ist weit gereiste und weltoffene Konferenz- und Simultandolmetscherin. Ihre Karriere beginnt im Europäischen Parlament. Als ihr Mann eine Stelle als Chefarzt annimmt, arbeitet sie weiter. Mitte der 80er wird sie plötzlich Witwe und ist allein mit zwei pubertierenden Kindern. Pointiert kommentiert sie die Synergieeffekte zwischen ihr und den inzwischen verstorbenen Freundinnen.